Dies ist der zweite Artikel aus der Serie Landschaftsarchitektur fotografieren, in der ich einen Blick hinter die Kulissen der professionellen Fotografie von Landschaftsarchitektur werfe.
Auch wenn der Begriff “Drohne” in der Berichterstattung eher negativ geprägt ist, erfreuen sich die unbemannten Fluggeräte doch weiterhin einer großen Beliebtheit. Bis heute sind in Deutschland eine halbe Million davon verkauft worden und die Bandbreite der unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten reicht dabei vom privaten Gebrauch bis hin zu professionellen Anwendungen in der Vermessungs- oder Sicherheitstechnik. Ebenso umfangreich und vielfältig ist das Angebot der verschiedenen Flugmodelle.
Um diesem Trend zu begegnen, wurde im März 2017 die neue Drohnenverordnung im Bundesrat verabschiedet. Sie regelt den Betrieb von unbemannten Fluggeräten deutschlandweit und schafft eine klare Gesetzeslage für deren Einsatz. Neben einer allgemeinen Kennzeichnungspflicht müssen jetzt für den Betrieb von Fluggeräten mit einem Gewicht über 2kg besondere Kenntnisse nachgewiesen werden. Zudem dürfen sie nur in Sichtweite geflogen werden und es herrscht ein allgemeines Flugverbot über Wohngrundstücken, in der Nähe von Behörden und Flugplätzen. Einen Überblick über die Grundsätze der Verordnung gibt dieser Flyer des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur.

Hafenpark, Frankfurt a.M., Oktober 2017
Auch in Architektur, Städtebau und Landschaftsarchitektur kommen Drohnen immer häufiger zum Einsatz. Sie werden in erster Linie für Luftaufnahmen nach Bauabschluss genutzt, vereinzelt auch vorab für die Vermessung oder Dokumentation des Planungsgebietes. Es gibt gute Gründe, die für den Einsatz einer Drohne zur Projektdokumentation sprechen.
Luftaufnahmen mit der Drohne geben einen Überblick, der vorher nur aus einem Helikopter denkbar gewesen wäre. Damit ist es möglich, den städtebaulichen oder landschaftlichen Kontext zu zeigen und damit einen faszinierenden Blickwinkel zu eröffnen. Auch wenn Besucher diesen Blickpunkt nicht einnehmen können, kann doch gerade bei großräumigen Projekten der Ort mit einerAufnahme eingefangen werden und somit leichter in seiner Gesamtheit vermittelt werden.
Außerdem ist uns als Betrachter dieser Blick von oben (noch) nicht so vertraut, wie gewöhnliche Aufnahmen aus Fußgängerperspektive. Er entspricht nicht unseren Sehgewohnheiten und erregt dadurch deutlich mehr Aufmerksamkeit. Nicht zuletzt entspricht dieser Blick von oben — in gewisser Weise — dem Entwerfen und Arbeiten am Lageplan.
Es ist also nicht verwunderlich, dass sich auf Landezine.com oder unter den Beiträgen zum Deutschen Landschaftsarchitekturpreis 2017 zunehmend Luftaufnahmen als Eröffnungsfotos der Bildstrecken finden.

Gesamtschule, Melsungen, August 2017
Ein zentraler Anspruch an die Dokumentation von landschaftsarchitektonischen Projekten ist für mich die Abbildung der unterschiedlichen Facetten und Atmosphären des Ortes. Um dies zu erreichen, habe ich bislang neben Beleuchtungsaufnahmen, Panoramafotografie und Detailaufnahmen eine Vielzahl an “Werkzeugen” eingesetzt. Seit diesem Frühling nutze auch ich eine Drohne und bin fasziniert von den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. Luftaufnahmen erweitern das Spektrum der möglichen Blickwinkel auf Landschaftsarchitektur gewaltig. Die Fotos in diesem Artikel sollen dies beispielhaft verdeutlichen.
Für gewöhnlich ist die Flughöhe auf 100 Meter limitiert. Mit dem Weitwinkelobjektiv der Kamera kann auf dieser Höhe bereits ein großes Gebiet in einer Aufnahme festgehalten werden. Großräumige Strukturen sind deutlich zu erkennen und bestimmen das Bild.
Auf einer Flughöhe unter 50 Meter stehen hingegen kleinere Räume im Vordergrund. Die Horizontlinie wird in diesen Aufnahmen meist durch Baumkronen und Gebäude gebrochen, außerdem laufen Wege und Flächen dynamisch auf einen Fluchtpunkt zu.
Nicht zuletzt kann durch die Neigung der Kamera großer Einfluss auf die Bildwirkung genommen werden. Gerade der “overhead shot” senkrecht nach unten kann zu sehr ästhetischen, fast schon abstrakten Aufnahmen führen, bei denen z.B. die Wegestruktur eines Parks, der Verlauf einer Wasserkante oder die Anordnung von Pflanzflächen betont wird.
Aufgrund der begrenzten Flugzeit und der rechtlichen Vorgaben ist eine gute Vorbereitung jedoch sehr wichtig. In der Praxis müssen dabei verschiedene Aspekte wie der Sonnenstand, der optimale Zeitpunkt, der Start- und Landeplatz, die gewünschte Nutzersituation vor Ort, sowie die rechtliche Ausgangslage (Nähe zu öffentlichen Einrichtungen, Wohngebieten, Flugfeldern, Landeplätzen, sensiblen Infrastrukturen, Veranstaltungen, etc.) berücksichtig werden.

Friedrichsplatz mit dem “Parthenon of Books”, Kassel, April 2017